Eine Reise in die Abgründe der Psyche – nach E.T.A. Hoffmann.
Seit seiner Kindheit wird Nathanael von Albträumen verfolgt – von der Gestalt des Sandmanns, der Kindern die Augen raubt. Als er Jahre später den unheimlichen Coppola begegnet, glaubt er in ihm den Dämon seiner Kindheit wiederzuerkennen. Zwischen Traum und Wirklichkeit verschwimmen die Grenzen: Nathanael verliebt sich in Olimpia, die perfekte Frau – und merkt zu spät, dass sie gar kein Mensch ist.
E.T.A. Hoffmanns berühmte Erzählung entfaltet sich als Spiel mit Wahrnehmung, Wahn und Obsession. Der Zuschauer folgt Nathanaels innerem Abstieg in eine Welt aus Spiegelungen, künstlichen Körpern und zersplitterten Identitäten. Was ist real, was ist Projektion? – Eine Frage, die sich bis zur letzten Szene nicht mehr eindeutig beantworten lässt.
Mit Der Sandmann widmete sich das Theater Curiosum 2022 einem Kernstück der Schwarzen Romantik – und zugleich einer zeitlosen Studie über Angst, Kontrolle und Selbstverlust. Die Inszenierung betonte das Psychologische der Vorlage: Statt bloßem Grusel rückte sie die Zerbrechlichkeit menschlicher Wahrnehmung in den Mittelpunkt.
Visuell arbeitete die Produktion mit Licht, Schatten und Projektionen, um Hoffmanns schaurige Atmosphäre in ein modernes Bühnenbild zu übersetzen. Die Grenzen zwischen Mensch und Maschine, Liebe und Besessenheit wurden buchstäblich sichtbar gemacht.
So entstand ein intensives Kammerspiel über das Sehen und Gesehenwerden – ein Theatererlebnis, das weniger Antworten gab, als Fragen stellte: Wie viel Realität steckt in unserer Angst? Und wie viel Angst in unserer Realität?